Regionales Pilotprojekt ComPaxion
in den Kantonen Aargau und Zug
ComPaxion: Psychosoziale Beratung von Geflüchteten für Geflüchtete
Für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen besteht in der Schweiz eine Lücke in der Versorgung der psychischen Gesundheit. Viele Geflüchtete sind aufgrund traumatischer Erlebnisse in ihrem Herkunftsland oder während der Flucht psychisch belastet. Dazu kommen häufig zusätzliche psychosoziale Belastungen während der Integrationsphase.
Paxion bietet Menschen mit Flucht-, Migrations- und Gewalterfahrungen eine psychosoziale Beratung auf Augenhöhe – durch Menschen mit eigenen Flucht- oder Migrationserfahrungen und nach einer international erprobten Gesprächs-Methode: Value Based Counseling VBC®. Dank den Beratungen können sich die Klient:innen stabilisieren und im Rahmen von bis zu 8 Sitzungen à 50 Minuten ihre psychische Belastung reduzieren.
Bis 2024 hat Paxion das erste Team von transkulturelle psychosozialen Counselors weitergebildet und in Aarau und in Zug je eine Beratungsstelle eröffnet. Die Berater:innen oder Counselors bringen eine berufliche Vorqualifikation aus dem Herkunftsland mit und haben die einjährige Weiterbildung zum VBC-Counselor abgeschlossen.
Sie kommen aus kommen aus Afghanistan, Iran, Syrien, Kurdistan, Türkei, Bolivien, Eritrea und aus der Ukraine und bieten psychosoziale Beratung in folgenden Sprachen an: Farsi, Dari, Paschtu, Usbekisch, Tadschikisch, Kurdisch-Kurmançi, Kurdisch-Sorani, Arabisch, Türkisch, Spanisch, Tigrinya, Amharisch, Ukrainisch und Russisch.
Klient:innen
Das Counseling richtet sich an alle Menschen ab 16 Jahren im Asyl- und Integrationsprozess, die durch die Sozialdienste der Kantone Aargau und Zug betreut werden und die angebotenen Sprachen verstehen.
Wie kommen die Klient:innen ins Counseling?
Bitte wenden Sie sich an Ihre fallführende Stelle. Diese unterstützt Sie bei der Anmeldung. Anschliessend nimmt ein Counselor Kontakt auf mit ihnen, um eine Termin zu vereinbaren.
Kanton Aargau: Mit dem Anmeldeformular mit verschlüsseltem E-Mail beratung@paxion.ch.
Kanton Zug: Wenden Sie sich an ihre Fachperson bei den Sozialen Diensten Asyl
Das regionale Pilotprojekt: Investitionsphase 2022 – 2024
Das regionale Pilotprojekt ComPaxion wird in den Kantonen Aargau und Zug durchgeführt. Es umfasst eine Investitionsphase 2022 – 2024, in welcher in Zusammenarbeit mit den Pilotkantonen Aargau und Zug insgesamt 17 Counselors weitergebildet wurden und im Rahmen der Praktika erste Abläufe entwickelt wurden.
Die Weiterbildung der Counselors wurde von Fachleuten von Ipso International Psychosocial Organisation https://ipsocontext.org/ durchgeführt. Sie umfasste drei Monate Intensivtraining mit Selbsterfahrung und neun Monate Praktikum unter fachlicher Supervision und dauerte vom September 2023 bis im August 2024.
Das Projekt stellt Screening/Triage und die Weitervermittlung der Klient:innen sicher. Dazu arbeitet es eng mit den kantonalen Regelstrukturen und im Kanton Aargau mit der Organisation Psy4Asyl zusammen.
Finanzierung Betrieb (seit Oktober 2024)
Für den regulären Betrieb mit zertifizierten Counselors in den Beratungsstellen Aarau und Zug finanzieren die Kantone die Beratungseinheiten mittels leistungsbezogener Sozialbeiträge. In den drei Jahren Pilotbetrieb 2025 – 2027 etablieren wir das Angebot und entwickeln die nötigen Abläufe. Zudem soll das Angebot breit bekannt gemacht werden.
Im Januar 2024 haben die Counselors, noch im Rahmen des Praktikums, mit den Einzelberatungen begonnen
Die Paxion-Counselors haben im gesamten Jahr 2024 über 430 Klient:innen beraten und insgesamt rund 2’600 Sitzungen von je 50 Minuten durchgeführt. Viele Klient:innen erlangten damit ihre Handlungsfähigkeit und Lebensfreude zurück.
Ausblick
Wenn sich das regionale Pilotprojekt ComPaxion bewährt, wird es in weiteren Kantonen durchgeführt.
Als ersten neuen Partner konnten wir den Kanton Nidwalden gewinnen, hier werden vorerst Klient:innen aus ausgewählten Herkunftsregionen beraten. Anschliessend wird die Zusammenarbeit evaluiert.
Klient:innen
Das Transkulturelle Psychosoziale Counseling richtet sich an Personen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte, die unter leichten und mittleren Belastungsreaktionen leiden, wie Ängsten, Schlafstörungen, psychosomatischen Reaktionen, Depressionssymptomen, bevor diese ein klinisch relevantes Ausmass angenommen haben.
Eine wichtige Dimension der Methodik ist die Erfahrung, dass viele psychisch belastete Geflüchtete nicht im eigentlichen Sinn krank sind, vielmehr leiden sie unter schwierigen Lebensumständen wie Vertreibung, Flucht und Exil. Der Austausch mit einem adäquat ausgebildeten Gegenüber macht es vielen Betroffenen möglich, starke Gefühle wie Wut und Trauer oder innere Konflikte zu verstehen und einen neuen Umgang damit zu entwickeln. Im Rahmen von bis zu acht Beratungen kommen die Klient:innen (wieder) in die Selbstwirksamkeit.
Das innovative Pilotprojekt ComPaxion trägt dazu bei, die psychische Gesundheit von Geflüchteten langfristig zu verbessern und beugt der Chronifizierung von Belastungsstörungen vor. Es bietet den Geflüchtete ein stabiles Fundament für eine erfolgreiche Integration und gesellschaftliche Teilhabe.
Pilotprojekt Video-Counseling (abgeschlossen)
Während der Covid-19-Pandemie führte Paxion gemeinsam mit Ipso ein Pilotprojekt Video-Counseling für Asylsuchende in der Schweiz durch. Erfahrende Counselors aus den verschiedenen Beratungsstellen der Partnerorganisation in Deutschland haben Asylsuchende per Video beraten. Es konnte gezeigt werden, dass der Beratungsansatz Value Based Counseling (VBC) hilft, dass sich die psychische Belastung bei den Betroffenen deutlich verringert. Die Auswertung des Projektes ist sehr positiv und gibt den Projekten von Paxion hohe Glaubwürdigkeit.